Ergebnisse der Befragung zum Friedensberg und zum Friedensdenkmal

Foto vom Februar 2022, © Martens

Hintergrund der Befragung

Im Oktober 2021 wurde eine Befragung zur Nutzung und Wahrnehmung des Friedensbergs und des Friedensdenkmals in sechs Jenaer Kindertagesstätten mit Unterstützung des Jenaer Vereins für Stadt- und Universitätsgeschichte durchgeführt. Zielpersonen waren die Eltern und die Beschäftigten der Kitas (ausfürlich zur Befragung und zu deren Ergebnissen vgl. https://www.jena-stadtgeschichte.de/2022/01/30/ergebnisse-zur-befragung-zum-friedensdenkaml/). Um zusätzlich Daten einer anders gearteten Personengruppe zu erheben, wurden bei der Mitgliederversammlung 2021 des JVSUG Fragebögen verteilt. Von 19 Anwesenden füllten 17 Mitglieder diese aus. Im Folgenden wird diese Stichprobe mit der des Kita-Personals und der ‑Eltern verglichen (dieser „Kita-Datensatz“ umfasst 98 Fälle). Obwohl die „JVSUG-Stichprobe“ klein ist, wird auf Prozentwerte verwiesen, weil damit Vergleiche einfach möglich sind. Es ist aber zu beachten, dass jedes befragte Vereinsmitglied ein relativ großes „Gewicht“ von knapp 6 Prozentpunkten hat.

Ursprünglich sollten die folgenden Auswertungen bei der Mitgliederversammlung 2022 vorgestellt werden, was aus Zeitgründen unterblieb.

Wer hat geantwortet?

An beiden Befragungen haben sich mehr Frauen als Männer beteiligt (JVSUG 59 %, Kita 67 %). Die Vereinsmitglieder sind deutlich älter, das durchschnittliche Geburtsjahr ist 1968, Kita 1981; und sie leben auch schon länger in Jena, im Durchschnitt seit 36 Jahren, Kita 26 Jahre. Auffällig ist, dass in beiden Stichproben die in Jena geborenen Personen in der Minderzahl sind. Bei den Vereinsmitgliedern sind es zwei (entsprechend 12 %), Kita 36 %. Noch stärkere, wenngleich zu erwartende Unterschiede bestehen bei der Frage nach Kindern. 47 % der Vereinsmitglieder haben keine Kinder, während es bei der Kita-Stichprobe nur 6 % sind.

Die Nutzung des Friedensberges

Es bestätigt sich, dass der Friedensberg ein wichtiges Erholungsgebiet für die nähere Umgebung ist. 82 % der Vereinsmitglieder wohnen nicht in der Nähe des Friedensberges, bei den Kita-Befragten trifft dies nur für 33 % zu. Das hat Auswirkungen auf die Häufigkeit, mit der das Areal besucht wird. Knapp die Hälfte der JVSUG-Befragten waren 1-3 Mal im letzten Jahr dort, alle anderen seltener; während 84 % der Kita-Stichprobe 7-mal und öfter den Friedensberg 2021 aufsuchten. Auch sind die Nutzungen zwischen den beiden Gruppen sehr unterschiedlich, wobei das Alter und Kinderaktivitäten Einflussgrößen sind. Von den Vereinsmitgliedern sind 47 % spazieren gegangen (Kita 68 %), jeweils 24 % haben den Spielplatz besucht, sind nur vorbeigekommen oder haben die Liegewiese genutzt. Die drei entsprechenden Vergleichszahlen für die Kita-Befragten betragen 96,7 % und 42 %.

Wie häufig und warum besucht man das Friedensdenkmal?

Trotz der vorgestellten Unterschiede, bezogen auf den Besuch des Friedensberges, sind die beiden Vergleichsgruppen hinsichtlich des Friedensdenkmals durchaus ähnlich. 59 % der Vereinsmitglieder waren 2021 dort (Kita 58 %), im Jahr zuvor waren es 6 % (Kita 11 %), bei 17 % ist es schon länger her (Kita 28 %) und 17 % waren noch nie da (Kita 2 %). Daraus lässt sich schließen: Wenn man auf den Friedensberg ist, schaut man wenigstens ab und zu beim Denkmal vorbei.

Die Anlässe für einen Besuch des Denkmals sind ebenfalls vergleichbar.

Es gibt keinen besonderen Grund für einen Besuch, sondern im Mittelpunkt steht eher die Besichtigung des Ortes. Der wird jedoch – nach Ansicht der Befragten – überwiegend als abweisend, verwahrlost, ungepflegt, vermüllt wahrgenommen, so dass die Motivation sich dort aufzuhalten in Grenzen hält. Insbesondere bei den offenen Antworten fällt auf, dass die der Kita-Befragten, welche als „Intensivnutzer“ des Friedenberges gelten können, häufiger sind, drastischer ausfallen und ungehaltener den jetzigen Zustand kritisieren als die der JVSUG-Mitglieder.

Was soll mit dem Friedensdenkmal geschehen?

Bemerkenswert an den Vorschlägen, was am Denkmal verändert werden sollte, ist die breite Mehrheit von 82 % der Vereinsmitglieder, die eine stärkere Nutzung propagieren (Kita 46 %). Gegenüber der Vergleichsgruppe weist diese Antwortkategorie für die JVSUG-Befragten den mit Abstand höchsten Zustimmungswert auf, obwohl anscheinend nicht unbedingt an Chorproben oder Gottesdienste gedacht wurde, die gerade keine Anlässe zum Besuch darstellen (vgl. die 1. Abbildung). Es bleibt offen, wie eine Nutzung des Denkmals aussehen könnte – wenngleich gerade die „Kita-Befragten“ durchaus Vorschläge in ihren offenen Antworten machen, die von Spielgeräten für Kinder bis zur professionellen Bühne reichen.

In einer Studie der Architekturhochschule Weimar zur Gestaltung des Friedensdenkmals aus dem Jahre 1986 heißt es lapidar: „keine direkte Nutzung [unter den damaligen Bedingungen] möglich“. Diese Zustandsbeschreibung trifft heute noch genauso zu. Die Befragung von 2021 belegt, dass Änderungsvorstellungen und Wünsche existieren, die jedoch eine dementsprechende Infrastruktur erfordern. Solange es keinen Willen gibt, diese zu schaffen, wird das Friedensdenkmal weiterhin ein verfallender „Fremdkörper“ in der Stadt bleiben.

Foto vom Februar 2022, © Martens